Robo­tisch für alle

Das Dresdner Unter­nehmen Wandel­bots hat eine No-Code-Soft­ware entwi­ckelt, die mensch­liche Aktionen für Roboter verständ­lich macht. Mit dem Über­set­zungs­pro­gramm ist jeder­mann in der Lage, Robo­tern etwas beizu­bringen – ganz ohne ultra­kom­pli­ziertes Program­mieren.

Sorg­fältig über­zieht der Roboter die Kanten des Bauteils mit Kleber. Von oben wird das Gegen­stück aufge­setzt und beide Teile verschmelzen zu einer Einheit. Das Aufbringen des Klebers in stets gleich­blei­bend perfekter Qualität ist nicht etwa das Ergebnis einer hoch­kom­pli­zierten Maschi­nen­pro­gram­mie­rung. Der Roboter macht einfach nach, was ein Maschi­nen­be­diener ihm vorge­macht hat. Ganz ohne Program­mier­kennt­nisse hat er den Roboter ange­lernt, wie einen Lehr­ling: Indem er ihm gezeigt hat, wie es geht.

Benutzt hat er dazu einen soge­nannten TracePen von Wandel­bots. Der Stift funk­tio­niert im Prinzip wie eine PC-Einga­be­maus und lässt sich mit verschie­denen Arbeits­auf­sätzen ausstatten: Klebe­pis­tole, Schweiß­düse, Fräse, Feile – jedes Werk­zeug ist möglich. Der Maschi­nen­be­diener zeichnet mit dem TracePen das Aufbringen des Klebers vor. Zahl­reiche Sensoren im Einga­be­gerät erfassen jede seiner Bewe­gungen und über­mit­teln die Daten an die intuitiv zu bedie­nende Wandelbot Teaching App. Eine hoch­kom­plexe Soft­ware verar­beitet im Hinter­grund die Daten und über­setzt die Bewe­gungen in Algo­rithmen, die der Roboter versteht. Mit diesen Infor­ma­tionen kann er den Vorgang perfekt nach­ma­chen. Auf diese Weise lässt sich einem Roboter so ziem­lich alles beibringen. Er packt jede Tätig­keit von einfach bis komplex. Und das Beste: ihm wird nie lang­weilig, er wird nie müde, seine Arbeits­er­geb­nisse sind auch nach dem x-ten Teil gleich­blei­bend perfekt.

„Ich zeig dir, wie’s geht Rob“

Wie funk­tio­niert das Teachen eines Robo­ters? Eine Erklä­rung in Bildern.

Der von Wandel­bots entwi­ckelte TracePen ermög­licht es, Robo­tern belie­bige Aufgaben beizu­bringen – intuitiv und ganz ohne Program­mier­kennt­nisse.

Zunächst setzt der Anwender den TracePen in eine Halte­rung am Robo­terarm und startet die Kali­brie­rung.

Damit werden even­tu­elle Abwei­chungen zwischen TracePen (Einga­be­gerät) und Werk­zeug (Robo­terarm mit Aufsatz) fest­ge­stellt und doku­men­tiert.

Dann stattet der Anwender den kabel­losen TracePen mit einem passenden Werk­zeug aus – etwa einer Schweiß­düse oder einem Lötkolben.

Jetzt führt er die Aufgabe wie gewohnt durch. Dabei kann er freie Bewe­gungs­bahnen, wie Schweiß­ab­läufe, vorgeben. Aber auch Punkt-zu-Punkt-Anwen­dungen, wie Schrauben oder Punkt­schweißen sind möglich.

Die ausge­feilte Sensorik im Inneren des TracePen erfasst alle Bewe­gungen des Anwen­ders. Die Wandel­bots Soft­ware über­setzt diese Daten in für Roboter verständ­liche Programm­codes.

Die Programm­codes werden an die Maschi­nen­steue­rung über­mit­telt und die Soft­ware über­nimmt die Program­mie­rung des gesamten Ferti­gungs­ab­laufs.

Die Maschi­nen­steue­rung über­mit­telt die für die Produk­tion notwen­digen Daten zurück an den Roboter. Dieser führt dann exakt die Aufgabe aus, die ihm der Anwender vorge­macht hat.

Darauf hat die Welt gewartet

Die Soft­ware, die mensch­li­ches Tun digi­ta­li­sieren und in Robo­ter­sprache über­setzen kann, ist hoch­kom­pli­ziert und sie hat das Zeug dazu, die Welt zu verän­dern. Entwi­ckelt wurde sie nicht etwa im kali­for­ni­schen Silicon-Valley, sondern an der Univer­sität Dresden. Dort beschäf­tigten sich Chris­tian Piech­nick, Maria Piech­nick, Georg Püschel, Jan Falken­berg, Sebas­tian Werner, Giang Nguyen und Chris­toph Bier­inger 2009 während eines Forschungs­pro­jekts das erste Mal mit Indus­trie­ro­botik. „Für mich war die Robotik bis dahin die Speer­spitze der Inno­va­tion“, erin­nert sich Piech­nick. „Ich bin deshalb fast vom Stuhl gefallen, als ich reali­siert habe, dass die damals verwen­deten Tech­no­lo­gien noch aus den 90er Jahren stammten.“

Die Wandel­bots Experten entwi­ckeln Soft­ware, die mensch­liche Bewe­gungen mithilfe von Sensorik in für Roboter verständ­liche Algo­rithmen über­setzt. Diese Über­set­zung ist univer­sell – das heißt sie funk­tio­niert herstel­ler­über­grei­fend.

Die sieben Dokto­randen nahmen sich vor, das zu ändern.  „Wir hatten die Vision, Roboter zu demo­kra­ti­sieren. In Zukunft soll jeder mit ihnen kommu­ni­zieren können“, fasst Piech­nick die Initi­al­idee zusammen. Aus der Vision ist inzwi­schen hand­feste Wirk­lich­keit geworden. 2017 gründet Piech­nick gemeinsam mit den vier anderen das Startup Wandel­bots. Und als ob die Welt nur auf jemanden gewartet hätte, der die Dinge endlich in die Hand nimmt, rennen die Dresdner bei Robo­ter­her­stel­lern, der Indus­trie, Soft­ware­un­ter­nehmen und zahl­rei­chen Inves­toren welt­weit offene Türen ein. Bis 2020 haben sie bereits fast 32 Millionen Euro an Inves­to­ren­gel­dern einge­sam­melt.

Eine etwas andere Firmen­ge­schichte

Vom Startup zum inter­na­tio­nalen Game-Changer.

Türöffner für die Auto­ma­ti­sie­rung

Heute arbeiten am Haupt­fir­men­standort Dresden rund 160 Mitar­bei­tende. Das Team ist inter­na­tional und inter­dis­zi­plinär aufge­stellt und arbeitet mit Hoch­druck daran, die No-Code-Soft­ware weiter zu verfei­nern. Eine welt­weit stan­dar­di­sierte Robo­ter­kom­mu­ni­ka­tion soll es ermög­li­chen, Roboter überall flexibel, also wandelbar, einzu­setzen. „Im Grunde bauen wir ein einheit­li­ches Betriebs­system wie Windows, nur eben für Roboter“, fasst Piech­nick zusammen.

„Allein in den USA fehlen 400.000 Schweiß­fach­kräfte.“

Chris­tian Piech­nick, Gründer und Co-CEO

Die Vorteile dieser Stan­dar­di­sie­rung liegen auf der Hand. „Bisher kochte jeder Robo­ter­her­steller sein eigenes Süpp­chen“, erklärt Piechnik. „Die Folge war, dass jeder Roboter anders program­miert werden muss. Wer also in seiner Ferti­gung vier verschie­dene Roboter einsetzt, braucht entweder ein Program­mier­genie oder mehrere Program­mierer. Der perso­nelle, zeit­liche und finan­zi­elle Aufwand hat viele abge­schreckt.“ Die No-Code-Lösung von Wandel­bots könnte nun auch für mittel­stän­di­sche und kleine Betriebe ein Türöffner zur Auto­ma­ti­sie­rung durch Roboter sein. „Hier ist der Auto­ma­ti­sie­rungs­druck aufgrund des Fach­kräf­te­man­gels beson­ders hoch. Dazu kommt, dass immer klei­nere Stück­zahlen hohe Flexi­bi­lität bei der Ferti­gung erfor­dern“, weiß Piech­nick und ergänzt. „Allein in den USA fehlen 400.000 Schweißer. Genau hier können einfach anzu­ler­nende Roboter künftig eine Lücke schließen.“

„Wir demo­kra­ti­sieren Roboter“

Menschen bei Wandel­bots erklären wie das geht.

„Wir haben uns die Robotik aus unter­schied­li­chen Blick­rich­tungen ange­sehen. Das Know-how einer Gruppe von Elek­tro­tech­ni­kern, Maschi­nen­bauern, Infor­ma­ti­kern und die Exper­tise meiner Frau Maria im Bereich Weara­bles verschmolz zu einem bunten Potpourri, aus dem Wandel­bots entstanden ist.“

Chris­tian Piech­nick, Gründer und Co-CEO

„Als wir unsere Idee 2016 auf dem KUKA Inno­va­tion Award in Hannover vorge­stellt haben, wurde uns erst so richtig bewusst, was für ein großes Problem es ist, Mensch und Tech­no­logie zusam­men­zu­bringen.“

Maria Piech­nick, Mitgrün­derin

„Unsere Soft­ware ist univer­sell für alle Robo­ter­arten anwendbar und nicht nur für einen bestimmten Robo­tertyp. Mit diesem Allein­stel­lungs­merkmal wollen wir die führende Robo­ter­platt­form werden. Also die Platt­form, die man benutzt, wenn man einen Indus­trie­ro­boter program­mieren möchte.“

Georg Püschel, Mitgründer und CTO

„Wir wollen Unter­nehmen nach­haltig zum Wachsen bringen. Mit unserer Robo­ti­k­lö­sung tragen wir dazu bei. Zu sehen, wie Jobs, die Menschen nicht selbst machen möchten, an Roboter abge­geben werden können, faszi­niert mich ebenso wie der Gedanke, etwas ganz Neues mit aufzu­bauen.“

Katha­rina Jessa, Chief Revenue Officer (CRO)

„Wir haben ein sehr neues Produkt. Da ist die perma­nente Beglei­tung unserer Kunden nach dem Kauf extrem wichtig. Ihre Erfah­rungen und ihr Feed­back helfen uns dabei, unser Angebot konti­nu­ier­lich zu verbes­sern.“

Grit McKenny, Customer Success Manager

„Für mich waren Roboter immer etwas für Experten. Seit ich bei Wandel­bots bin weiß ich, dass auch ich sie kontrol­lieren kann, dass sie etwas für mich tun können. Dafür möchte ich auch Kunden und Inter­es­senten begeis­tern.“

Dikachi Chizim, Content Marke­ting

„Immer mehr Unter­nehmen führen Roboter ein. Wir unter­stützen sie dabei. Nicht um Mitar­beiter zu ersetzen, sondern um ihnen das Leben zu erleich­tern.“

Vishwam Thirup­athi Kasi, QA Engi­neer

„Durch die Gestal­tung unseres Produkts möchten wir Berüh­rungs­ängste redu­zieren. Es muss sich natür­lich anfühlen, mit einem Roboter zu inter­agieren.“

Chris­toph Philipp Schreiber, Design Team

„Für mich als Soft­ware­ent­wickler ist der Kontakt zu Kunden wichtig. Denn um Robotik einfach zu machen, muss ich zunächst verstehen, wie Anwender Roboter wahr­nehmen. Ich muss begreifen, was ,einfach‘ für sie bedeutet.“

Erik Plesko, Junior Robot & PLC Programmer

„Wir haben eine ähnliche Vision wie Micro­soft im PC-Bereich. Wir demo­kra­ti­sieren die Robotik. Meine Aufgabe ist es, die Voraus­set­zungen dafür zu schaffen, indem ich Prozesse und Struk­turen etabliere, die das Busi­ness wie eine Maschine zum Laufen bringen.“

Bernd Hein­richs, Co-CEO

Durch Inte­gra­tion schnell zum Erfolg

Um die Voraus­set­zungen für eine umfas­send einsetz­bare direkte Mensch-Maschine-Kommu­ni­ka­tion zu schaffen, gibt es für die Entwickler:innen bei Wandel­bots noch viel zu tun. „Schneller und noch besser werden wir, indem wir uns Unter­stüt­zung holen“, sagt Piech­nick. Eine offene Program­mier­platt­form bietet Spezia­listen aus der Indus­trie die Möglich­keit, ihre Appli­ka­tionen mit dem stan­dar­di­sierten Soft­ware Deve­lo­p­ment Kit (SDK) von Wandel­bots zu entwi­ckeln. Je mehr Program­mierer die SDKs verwenden, desto schneller lassen sich herstel­ler­über­grei­fend Indus­trie­ro­boter mithilfe der Wandel­bots App program­mieren.

„Es gibt welt­weit schät­zungs­weise 28 Millionen Soft­ware­ent­wickler, davon können nicht einmal eine halbe Millionen Robo­ter­an­wen­dungen bauen.“

Chris­tian Piech­nick, Gründer und Co-CEO

Ein weiterer Vorteil der gemein­samen Entwick­lungs­platt­form ist, dass jeder Experte sein ganz spezi­elles Wissen für das Große und Ganze einbringt. „Einen Schweiß­vor­gang beispiels­weise kann eben am besten ein Schweiß­ex­perte vorma­chen – oder derje­nige, der die auto­ma­ti­sierte Schweiß­an­lage konstru­iert und gebaut hat“, so Piech­nick. Er denkt auch an das riesige Poten­zial, das sich welt­weit für eine umfas­sende Lösung nutzen ließe: „Auf diesem Planeten gibt es schät­zungs­weise 28 Millionen Soft­ware­ent­wickler. Davon können noch nicht einmal eine halbe Million Anwen­dungen für Roboter bauen. Sie arbeiten bei Unter­nehmen wie Google, Face­book und Netflix. Wenn wir diesen krea­tiven Entwick­lern die Robotik erschließen, können wir eine Tech­no­lo­gie­platt­form schaffen, auf der viele Menschen mit groß­ar­tigen Ideen gemeinsam unter­schied­lichste Robo­ter­lö­sungen entwi­ckeln.“

„So geht Zukunft“

Co-CEO Bernd Hein­richs erklärt, wie er Wandel­bots vom Start-up zum Welt­markt­un­ter­nehmen formen wird.

Im Team unschlagbar

Auf Aufga­ben­tei­lung baut Wandel­bots auch intern. Seit Oktober 2021 ist mit Bernd Hein­richs ein erfah­rener Experte an Bord. Hein­richs hat zuletzt bei Bosch als Execu­tive Vice Presi­dent & Chief Digital Officer die Sparte Mobi­lity Solu­tions geleitet und blickt auf eine fast drei­ßig­jäh­rige Karriere zurück. Als einer der ersten Mitar­beiter von Cisco in Deutsch­land gelang dem promo­vierten Infor­ma­tiker der Start­schuss für eine rasante Geschäfts­ent­wick­lung und auch bei Wandel­bots wird er künftig als Co-CEO das nach­hal­tige Wachstum des Unter­neh­mens mitge­stalten.

Hein­richs ist für die Bereiche Finanzen, Opera­tions und Human Resources zuständig und der Mann mit der meisten indus­tri­ellen Erfah­rung bei Wandel­bots. Das nimmt er selbst­be­wusst und mit einem Schmun­zeln hin: „Unser Alters­durch­schnitt liegt derzeit bei circa 30 Jahren, und es kommen immer wieder neue junge ambi­tio­nierte Leute dazu. Aber wir suchen in diesem Stadium der Firmen­ent­wick­lung bewusst auch erfah­rende Mitstreiter.“ Das Wich­tigste ist ihm aber, dass die Chemie stimmt: „Diese Company hat eine DNA, die auf Inno­va­tion, Wachstum sowie Fast Invest aufbaut, aber auch auf dem Spaß daran, etwas Neues zu schaffen, mit dem sich Großes errei­chen lässt. Das darf man nicht kaputt­ma­chen.“

Seine Aufgabe sieht er deshalb darin, Prozesse zu etablieren, die dem schnellen Wachstum gerecht werden, mit denen aber der Geist der Firma weiter­lebt. Dass Wandel­bots ein Game-Changer wie Micro­soft, Google oder Amazon werden kann, bezwei­felt er nicht: „Wir haben durch ein hervor­ra­gendes Engi­nee­ring einen Tech­no­lo­gie­vor­sprung, der sich jetzt auszahlt. Und wir haben ein Team aus tollen Persön­lich­keiten, ausge­stattet mit einer Exper­tise, die es in diesem konzen­trierten Level welt­weit wohl kein zweites Mal gibt. Ich bin dafür zuständig, das Busi­ness wie eine Maschine zum Laufen zu bringen und dazu gehört es auch, ein biss­chen auf die Bremse zu treten. Wir müssen uns fokus­sieren, auch wenn noch so viele krea­tive Köpfe jeden Tag neue Ideen haben. Dann sehe ich uns in ein paar Jahren an der Börse.“

„Ein Personal-Robot für alle”

Wandel­bots Gründer und Co-CEO Chris­tian Piech­nick über die künf­tige gesell­schaft­liche Bedeu­tung von Robo­tern.

Auf zum Personal-Robot

Chris­tian Piech­nick feilt mit seinem Team daran, Robotik endlich zu dem zu machen, was sie für ihn schon immer war: zur Speer­spitze der Inno­va­tion: „Roboter werden in den nächsten 30 Jahren für uns dieselbe gesamt­ge­sell­schaft­liche Bedeu­tung haben, wie PCs und Smart­phones in den vergangen 30 Jahren.“ Und er hat auch schon eine Vorstel­lung davon, wie die Entwick­lung weiter­geht: „Schon in den nächsten fünf bis zehn Jahren kann ich mir Personal-Roboter vorstellen, die ganz selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil des Alltags sind.“ Er denkt dabei nicht an huma­noide Roboter, oder solche, die nur bestimmte Hand­lungen ausführen: „Ich schätze, es wird etwas Flexi­bles sein, das ich ähnlich wie mein Smart­phone mithilfe von Apps für verschie­dene Dinge nutzen kann.“

Wandel­bots GmbH

Die Wandel­bots GmbH mit Sitz in Dresden hat sich die Demo­kra­ti­sie­rung von Robo­tern auf die Fahne geschrieben. Dazu entwi­ckelt das Unter­nehmen No-Code-Soft­ware, die es auch Nicht-Program­mie­rern ermög­licht, Robo­tern neue Fähig­keiten beizu­bringen, ohne eine einzige Zeile Code zu schreiben.